Mittelwände einmal anders

Angeregt durch einen Kurzfilm des irischen Imkers Tim Rose, boten wir in diesem Jahr unseren Bienen einmal selbst gegossene Mittelwände für den Honigraum an. Ohne jedoch ein Zellmaß einzuprägen. Einfach glatte Wachsplatten, eingelötet in gedrahtete Rähmchen. So kann ohne eine Gießform mit der typischen sechseckigen Prägung einfach mittels mehrmaligem Eintauchen eines  Holzbrettchens der richtigen Größe in flüssiges Wachs eine Platte beliebiger Stärke hergestellt werden. Finanzieller Aufwand: minimal. Wir waren gespannt, ob unsere Bienen die gestellte Aufgabe  meistern würden, oder ob sie uns bei der nächsten Durchsicht nur fragend ansehen würden.

Es hat zwei Wochen gedauert, bis der Honigraum überhaupt angenommen wurde - allerdings war es bei unseren Imkerfreunden auch dann erst soweit. Bei denen mit geprägten Mittelwänden. Als erste wurde eine glatte Mittelwand bearbeitet, die neben einer ausgebauten Mittelwand aus dem Vorjahr hing. Offensichtlich zogen die Bienen es vor, sich zunächst auf die fertige Wabe zu beschränken, um sich dann zu beiden Seiten den glatten Mittelwänden zu widmen.

Diese wurden akribisch in den Rähmchen festgekittet und es wurde von oben nach unten, wie beim Naturwabenbau, ein Werk aus Zellen darauf gebaut. Wir haben die Mittelwände wesentlich stärker gezogen, als es gekaufte Wände sind, um den Bienen mehr Wachs als Baumaterial für den Zellenbau zu liefern. Nach anfänglichen Zweifeln, können wir nun sagen, das Projekt ist auf einem guten Weg. Warum das Ganze? Wir überlegen, unsere Deutsch-Normal Beuten auf 1,5 fach Waben umzustellen. Also ähnlich der Größe eines Dadant Maßes. Dann brauchten wir für die kleineren Honigräume allerdings Mittelwände mit nochmals anderen Maßen. Dies umgehen wir mit den glatten Mittelwänden.

Für den Brutraum möchten wir den Bienen weiterhin vorgeben, wo sie Arbeiterinnen und wo Drohnenbrut anlegen sollen. Deshalb werden wir hier auch zukünftig vorgeprägte Mittelwände einsetzen, um wegen der Varroabekämpfung Drohnenbrut schneiden zu können.

Nach der Honigernte werden wir das von den Bienen selbst gewählte Zellmaß einmal ausmessen und hier veröffentlichen. Und vielleicht doch einmal auch in dem Brutraum eine Mittelwand auf diese Weise ausbauen lassen. Es bleibt spannend!

 

Zwischenstand Ende Mai

Überzeugend war das nicht! Die Mittelwände wurden nur zögerlich ausgebaut, es waren nur wenige Bienen auf den glatten Mittelwänden aktiv. Grundsätzlich wußten sie wohl schon, was sie damit anfangen sollten, waren aber nicht recht motiviert. Lediglich in einem Volk wurde fast der komplette Honigraum normal ausgebaut, in den anderen vier Völkern sah es auf den meisten Rähmchen so, wie auf dem nebenstehenden Foto aus. Partiell ausgebaute Mittelwände. In die vorhandenen Zellen wurde auch Honig eingetragen und der sogar verdeckelt.
Weiterer Nebeneffekt: durch die nicht ausgebauten Mittelwände ergab sich mehr Raum für die daneben hängenden Honigwaben aus konventionellen Mittelwänden. Mit der Folge, daß diese als Dickwabe vergrößert und mit extra viel Honig beladen wurden

Woran es liegt? Ist uns noch nicht klar.

Es könnte sein, daß die Bienen das Wachs nicht mochten - es war sämtlich aus eigenem, eingeschmolzenen Altwachs. War es die "Darreichungsform" der glatten Mittelwände? Dafür spricht einiges. Wir haben noch konventionelle Mittelwände mit der üblichen aufgeprägten Zellstruktur gekauft und damit die noch nicht bebauten Mittelwände ersetzt. Schon am nächsten Tag waren diese Mittelwände mit vielen Bienen besetzt und Zellwände auf großer Fläche hochgezogen. Natürlich war es auch anderes, zugekauftes Wachs. Also werden wir unser dann erneut eingeschmolzenes eigenes Wachs später im Jahr austesten, daraus eigene Mittelwände mit Zellstruktur herstellen und den Bienen anbieten. Mal sehen, ob sie es dann verarbeiten wollen. Wir werden berichten.

Hier eine fast komplett ausgebaute Wabe mit verdeckeltem Honig. Nur ein Volk baute die glatten Mittelwände so aus.

Fazit - Anfang Juni

Ja, sie tun es! Wir haben die glatten Mittelwände eingeschmolzen und daraus konventionelle, mit der Wabenstruktur geprägte Wachsplatten gegossen. Und sie tun es - die Bienen bauen diese Mittelwände genauso schnell und klaglos aus, wie die zuvor gekauften Wände. Das Ausmessen der Zellgröße zeigte im Honigraum einen durchschnittlichen Wert von 5,6 bis 6 mm, also relativ groß.
Zwei der glatten Wachsplatten hingen auch im Brutraum, wo sie zu Drohnenwaben ausgebaut wurden. Da diese Rähmchen gedrahtet sind, läßt sich die Drohnenbrut schlechter zur Varroabekämpfung schneiden. Und auffällig ist, dass die Mittelwand von unten nach oben bebaut wurde.

Fazit:

Zumindest für den überwiegend größten Teil unserer Bienenvölker ist das Einhängen von Mittelwänden ohne aufgeprägte Zellstruktur eher ein Hindernis, als dass es hilft. Der Honigraum wurde nicht ausgebaut, kaum Honig dort eingelagert und im Brutraum wurde das entsprechende Rähmchen als Drohnenrahmen ausgebaut. Wir beenden den Versuch und werden ihn nicht wiederholen.